Viel Freude beim lesen

Gedichte L


 Lähmung


Auf den Gräbern ruhen die Spinnweben der Zukunft

Sieh

Du stehst geblendet im Strom der Gegenwart


    wo ist Wärme

    wo ist Handeln

    wo ist Aufmerksamkeit

    wo ist Zuhören

    wo ist Nähe

    wo ist Bewegung


Unbemerkt rückt Zeit die selbe Geschichte in die Weite


    wo ist dein Herz

    wo ist dein Verstand

    wo sind deine Augen

    wo sind deine Ohren

    wo sind deine Hände

    wo sind deine Füße


Bin ich angepasst

Nein – zu viele Furchen ins Gesicht gegraben

Bist Du angepasst



Lass mich heut' die Sehnsucht überholen

Längst hab ich Anlauf genommen

Und steh schon auf dem Sprungbrett

Kaum dass ich Balance halten kann

Soll ich – ruf ich dir zu

Augen zu und Sprung

Sprung in die Ungewissheit

Augen zu und zurück

Zurück in die Sehnsucht?

Da unten wartest, lauerst du auf mich

Und nun freier Fall

Ich fliege auf der Überholspur in deinen Schoß


Lauf nicht der Zeit voraus

Lass der Zeit die Zeit  


Lausche


DEIN flüstern zieht mich in der Nacht aus den Schmerzen.

In der Nacht, in der Dunkelheit, in der ich unruhig im Zweifel liege.

DEIN flüstern trägt mich aus der schier endlosen Nacht

in die Ablenkungen des Tages.

Trägt mich in die Herrlichkeit des Lebens.


leben?


ist es nicht sonderbar

ich bin geboren

klein, blutig, weich

da werde ich ziehen durch die Jahre

da werde ich vergehen

wieder klein

zerbrechlich wie trockenes Holz

hart

ist es nicht sonderbar

dass das Genießen

nur so zu sitzen

nur so Zeit zu spüren

mich schuldig stimmt


Lebenslinie


Ich verlasse niemals die Menschen

die mein Herz sammelt

…vielleicht räumlich

…vielleicht körperlich.

Und ihr?


Liebe Martha!


Liebe Martha,

zarte Fee,

deine Tränen, Musik, wie die Saiten der Bandura.

Zuhause bin ich.

Windstille über`m Feld.

Und bald macht endlich der Mond

mir eine Art von Wärme,

die mein Herz zerreißt – weil nicht deine Wärme.

Schon glaubte ich

die für uns bestimmte Orgelmusik zu hören,

liebe Martha.

Ach aber weh – die Zeit hatte schon Schatten auf den Wunsch gelegt.

So bleibt alles wie es ist, Liebste

und ich finde Geborgenheit im Schoß der Natur.


Liebe?


die roten Lippen küssen noch nicht feucht

zu viele Risse

ausgewechselt die Person

doch rinnt schon Sehnsucht in alle Fasern

des ausgetrockneten Leibes

beginnen deine Küsse zu wärmen

glüht mir mein Gesicht

richten sich die Wünsche auf

ist die Freude nicht zu bändigen

schmecken Küsse nun lebendig


Lust


Ich liebe dich nicht

Aber ich fliehe aus Lust in deinen Körper

Vielleicht liebe ich dich doch

Ich erwarte dich in der Flut aus weichen Kissen

Befreiung dann

Bleibt der Seelenkasten ohne Herzklopfen

Gezähmt in diese Zärtlichkeit

Besessen deinen prallen Worten lauschend

Eine Wahrheit des Augenblicks